Was bedeutet Richten?
Der Begriff Richten stammt aus der Metallbearbeitung. Gemeint ist das gezielte Beseitigen von Verzug oder Verformungen, damit ein Werkstück wieder in Form ist. In der Normung (z. B. DIN 8580) zählt Richten zu den Umformverfahren, genauer gesagt zum Biegen.
Bei Industriemessern bedeutet das: Abweichungen im Planlauf werden durch kontrollierte Verformung korrigiert, bis das Messer wieder rund läuft. Schon kleine Abweichungen reichen aus, um Vibrationen zu erzeugen. Diese belasten Lager und Antriebe und machen sich direkt im Schnittbild bemerkbar.
Warum lohnt sich das Richten?
Ein Messer neu zu kaufen ist teuer. Oft reicht es, das bestehende Werkzeug zu richten, um es wieder nutzbar zu machen.
Die Vorteile:
Für viele Betriebe gehört das Richten deshalb ganz selbstverständlich zur Messerpflege.
Wann muss ein Messer gerichtet werden?
Verzüge entstehen an mehreren Stellen:
In der Praxis zeigt sich das oft ganz einfach, das Messer wurde frisch geschärft, aber das Schnittbild stimmt trotzdem nicht. Häufig merkt der Maschinenführer so etwas schneller als jedes Messgerät.
Wie wird gerichtet?
Das Vorgehen hängt davon ab, ob ein Messer bereits wärmebehandelt ist oder noch als Rohling vorliegt. Ungehärtete Rohlinge lassen sich auf Richtwalzmaschinen bearbeiten. Das Material ist in diesem Stadium noch formbar, sodass sich Abweichungen gleichmäßig ausgleichen lassen.
Gehärtete und angelassene Messer sind deutlich härter und zugleich zäher als Rohlinge. Für eine Richtwalzmaschine sind sie ungeeignet, sie würden dabei brechen. Deshalb werden solche Messer mit speziellen Hämmern und gezielten Schlägen bearbeitet, um Verformungen zu beseitigen. Dieses Verfahren erfordert viel Erfahrung, weil der Stahl zwar belastbar, aber nicht unbegrenzt verformbar ist.
Zunächst wird jedes Messer eingemessen. Die Bereiche, die von der Sollform abweichen, markieren wir gezielt und bearbeiten sie Schritt für Schritt. Nach jedem Arbeitsgang wird neu vermessen. Sind noch Verformungen vorhanden, markieren wir erneut und wiederholen den Vorgang. Dieser Prozess läuft so lange, bis alle Werte im Toleranzbereich liegen und das Richten abgeschlossen ist.
Im Anschluss prüfen wir zusätzlich, ob das Messer gespannt oder entspannt werden muss. Dieser Schritt erfolgt nur, wenn die Messwerte es erfordern. Erst wenn auch diese Korrektur abgeschlossen ist, gilt das Messer als gerichtet und wieder einsatzbereit.
Welche Messer und Durchmesser können wir richten?
Wir richten unterschiedliche Messerarten:
Damit decken wir den gesamten Bereich von kleinen Spezialmessern bis zu großformatigen Werkzeugen ab. Gerade bei großen Durchmessern ist viel Erfahrung nötig, um Verformungen sicher und präzise zu beseitigen.
Kundenbeispiel aus der Praxis
Ein Kunde aus der Lebensmittelindustrie brachte uns ein Kreismesser mit 750 mm Durchmesser, das nach längerem Einsatz nicht mehr sauber lief. Wir haben das Messer eingemessen, die Abweichungen markiert und Schritt für Schritt gerichtet. Nach mehreren Korrekturen lag der Planlauf wieder im geforderten Toleranzbereich. Das Messer konnte ohne Neukauf weiter genutzt werden, die Schnittqualität war stabil und die Anlage des Kunden lief wieder störungsfrei.
Vorher

Nachher

Im Ausgangszustand zeigt die blaue Linie (RUN OUT) deutliche Abweichungen: Mit 0,37 mm Planlaufabweichung liegt das Messer zwar noch knapp innerhalb der Toleranz von 0,40 mm, in der Praxis führt das jedoch bereits zu Vibrationen und einem unruhigen Schnittbild. Die rote Linie (TENSION) macht zusätzlich sichtbar, dass die Spannungsverteilung ungleichmäßig ist – ein weiterer Grund für den unruhigen Lauf der Maschine.
Nach dem Richten verlaufen die Kurven von RUN OUT (blau) und TENSION (rot) deutlich enger beieinander: Mit 0,12 mm Planlaufabweichung liegt das Messer nun klar innerhalb der Toleranz von 0,40 mm. Das Messer läuft wieder präzise im Planlauf, die Spannung ist gleichmäßig verteilt. Das Ergebnis: saubere Schnittbilder, ein ruhiger Maschinenlauf und eine längere Standzeit.
Warum F-B-S Balke?
Das Richten von Industriemessern erfordert Erfahrung und ein gutes Gespür für Material und Bearbeitung. Über Jahrzehnte haben wir gelernt, worauf es bei kleinen wie auch bei sehr großen Messern ankommt. Gerade im Grenzbereich, wenn ein Messer fast aus der Toleranz läuft, entscheidet die Erfahrung des Fachmanns darüber, ob es wieder zuverlässig eingesetzt werden kann.
Ein zusätzlicher Vorteil: Bei uns hören die Möglichkeiten nicht beim Richten auf. Wir können Messer auch sandstrahlen, beschichten, nachverzahnen oder nachschärfen – und zwar alles im eigenen Haus. So greifen die Arbeitsschritte ineinander, und unsere Kunden bekommen Messer zurück, die in jeder Hinsicht wieder einsatzbereit sind.
