Was ist ECTFE – Ethylen Chlortrifluorethylen?

ECTFE ist ein teilfluorierter Kunststoff aus der Familie der Fluorpolymere. Er besteht aus den Monomeren Ethylen und Chlortrifluorethylen und vereint hohe chemische Beständigkeit mit ausgeprägter Abriebfestigkeit und mechanischer Stabilität.
Der Werkstoff wird häufig unter dem Handelsnamen Halar® eingesetzt und dient als zuverlässige Schutzbeschichtung oder Auskleidung in stark korrosiven Umgebungen.

ECTFE steht im technischen Umfeld häufig im Vergleich zu anderen Fluorpolymeren wie PTFE, PFA oder FEP. Diese Werkstoffe unterscheiden sich in Temperaturbeständigkeit, Verarbeitbarkeit und Antihaftverhalten, decken aber ähnliche industrielle Anforderungen ab.

Eigenschaften von ECTFE

  • Chemische Beständigkeit: Sehr hoch, insbesondere gegenüber starken Säuren, Laugen, Chlor und Lösungsmitteln. Der Werkstoff ist nahezu unlöslich und neigt nicht zu Spannungsrissbildung.

  • Temperaturbeständigkeit: Dauergebrauchstemperatur ca. –76 °C bis +150 °C, kurzzeitig bis etwa 175 °C.

  • Verschleißfestigkeit und Härte: Härter und widerstandsfähiger gegen Verschleiß als PTFE oder FEP. Typische Shore-D-Härte: 75–80, Zugfestigkeit: rund 45 MPa.

  • Permeationsdichtheit: Sehr geringe Gas- und Flüssigkeitsdurchlässigkeit, ideal für medienführende Systeme.

  • Elektrische Eigenschaften: Dielektrische Durchschlagfestigkeit etwa 25 kV/mm, Volumenwiderstand > 10¹⁶ Ω·cm.

Im Gegensatz zu vielen hydrophoben Beschichtungen besitzt ECTFE eine besonders dichte, geschlossene Oberfläche, die den Durchtritt von Flüssigkeiten nahezu verhindert. Durch diese Kombination eignet sich der Werkstoff für Anwendungen, bei denen chemische Beständigkeit, Dichtheit und Belastbarkeit gleichzeitig gefragt sind.

Anwendungsbereiche

ECTFE wird vor allem dort eingesetzt, wo aggressive Medien, hohe Drücke oder mechanische Beanspruchung vorherrschen:

  • Chemie- und Prozessindustrie (z. B. Reaktoren, Tanks, Ventile, Rohrsysteme)

  • Umwelt- und Abwassertechnik (Anlagen mit Säuren oder Laugen)

  • Halbleiter- und Pharmaindustrie (Reinstmedienleitungen, Behälterauskleidungen)

  • Galvanik und Oberflächentechnik (Korrosionsschutzschichten, Auskleidungen)

Die Schichtdicken liegen je nach Verfahren zwischen 500 µm und 2 mm, bei Spritz- oder Extrusionsverfahren auch darüber.

ECTE im Vergleich zu PTFE, PFA und FEP

Eigenschaft PTFE PFA FEP ECTFE
Thermischer Einsatzbereich bis 260 °C bis 260 °C bis 200 °C bis 150 °C
Chemische Beständigkeit sehr hoch sehr hoch hoch sehr hoch
Verschleißfestigkeit mäßig gut gut sehr gut
Härte (Shore D) 55–60 65–70 70–75 75–80
Zugfestigkeit (MPa) 25–30 35–40 35–40 ≈ 45
Transparenz opak transparent transparent milchig weiß
Schmelzverhalten nicht schmelzbar schmelzbar schmelzbar schmelzbar

ECTFE schließt die Lücke zwischen klassischen Fluorpolymeren und technischen Kunststoffen. Es ist robuster und dichter als PTFE, aber weniger temperaturbeständig.
In Anwendungen, bei denen chemische Resistenz und Verschleißfestigkeit wichtiger sind als Antihaft oder Gleitwirkung, wird ECTFE häufig eingesetzt.

Vergleich zu anderen Beschichtungssystemen

Während Fluorpolymere wie PTFE, FEP, PFA oder ECTFE eine geschlossene, chemisch inerte Oberfläche bilden, beruhen Sol-Gel Beschichtungen auf einem völlig anderen Prinzip.

Statt aus Fluorkohlenstoff-Ketten bestehen sie aus anorganischen Silikat- und Oxidstrukturen, die durch Hydrolyse und Kondensation vernetzt werden. Das Ergebnis sind extrem harte, mikroporöse Schichten mit hoher Haftfestigkeit und Temperaturbeständigkeit.

In der Praxis ergänzen sich beide Systeme: Fluorpolymere werden eingesetzt, wenn Antihaft, Gleitverhalten oder Chemikalienbeständigkeit entscheidend sind; Sol-Gel-Beschichtungen kommen dort zum Einsatz, wo Verschleißfestigkeit und Härte wichtiger sind.

Diese Kombination von polymeren und anorganischen Funktionsschichten zeigt, wie vielfältig moderne Oberflächentechnik heute ist, von chemisch inerten Fluorpolymeren bis hin zu verschleißfesten Sol-Gel-Systemen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

ECTFE steht für Ethylen Chlortrifluorethylen und gehört zur Gruppe der teilfluorierten Kunststoffe. Es handelt sich um ein Copolymer aus Ethylen und Chlortrifluorethylen, das durch seine außergewöhnliche chemische Beständigkeit, hohe Dichtheit und gute Verschleißfestigkeit überzeugt. ECTFE wird vor allem dort eingesetzt, wo aggressive Medien oder starke mechanische Belastungen auftreten.

ECTFE dient als chemisch beständige Schutzschicht in Anlagen, Tanks und Rohrsystemen, die mit aggressiven Flüssigkeiten oder Gasen arbeiten. Es schützt metallische Oberflächen dauerhaft vor Korrosion und verlängert so die Lebensdauer industrieller Bauteile.

ECTFE ist härter und abriebfester, während PTFE deutlich temperaturbeständiger und gleitfähiger ist. Beide Kunststoffe sind chemisch extrem resistent, unterscheiden sich jedoch im thermischen Verhalten und in der Verarbeitbarkeit. Mehr dazu finden Sie im Glossarartikel zur PTFE Beschichtung.

Ja, ECTFE gilt als chemisch inert und physiologisch unbedenklich. Dadurch eignet sich das Material auch für Anwendungen mit Lebensmittelkontakt, etwa in Fördersystemen oder Anlagen der Chemie- und Pharmaindustrie.

ECTFE wird gewählt, wenn besonders hohe Dichtheit, Härte und chemische Beständigkeit gefordert sind. PFA und FEP sind dagegen die bessere Wahl, wenn Antihaft-Eigenschaften oder eine höhere Temperaturstabilität im Vordergrund stehen.

Ja. ECTFE-Beschichtungen sind von Natur aus hydrophob, das heißt: Wasser und viele Flüssigkeiten perlen von der Oberfläche ab, statt daran zu haften. Diese Eigenschaft ist besonders in der Lebensmittel- und Chemieindustrie vorteilhaft.